
In unserer Gesellschaft ist Nein oft keine Möglichkeit zu antworten.
Ja, das ist eine provokative Aussage, die ich leider immer wieder im Alltag als Realität erlebe.
Wir haben nicht gelernt unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen, ich behaupte sogar, es wurde uns abtrainiert. Kita, Schule, Arbeit. Immer haben wir nach einem Zeitplan zu funktionieren, manche schon seit ihrer 8. Lebenswoche.
Wir wurden nach der Uhr aufs Töpfchen gesetzt, essen gab es, wenn Zeit dafür war und unseren Durst durften wir nur stillen, wenn es bald wieder Zeit fürs Töpfchen war. Traurige Realität für viele von uns. Wir haben unterbewusst gelernt, das wir unsere Bedürfnisse zu unterdrücken haben, sie nicht ernst nehmen dürfen, weil wir klein sind und es nicht richtig wissen können. Wir haben gelernt, dass sie nicht wichtig sind, dass wir nicht wichtig sind.
Wir haben Methoden und Strategien entwickelt, teils manipulativ, teils dirket, teils freundlich, teils bissig, um zu kompensieren, dass uns keiner gesagt hat, was das für ein Gefühl ist und wie wir damit umgehen können.
Auch wenn viele von uns schon instinktiv verstanden haben, dass der andere mir bereitwilliger hilft, wenn ich ihn darum bitte er-warten wir oft (unbewusst), dass der andere etwas für uns tun sollte oder müsste, vielleicht auch weil wir ja für ihn andere Dinge getan haben.
Was aber, wenn der andere einfach nicht kann oder was wenn ich einfach für mich spüre, dass das was der andere sich wünscht nicht bei mir liegt und ich es nicht tun kann oder möchte, weil mir gerade etwas anderes wichtig ist?
Wer ist dafür zuständig, mir meine Bedürfnisse zu erfüllen? Ich?
Oder jemand anderes?
Sicher, für Dinge die wir nicht gelernt haben, benötigen wir Hilfe.
Ist Hilfe etwas um das ich bitten kann, oder etwas, dass der andere mir erfüllen muss?
Es ist ein Lernprozess, oft Verlangen wir, dass ein anderer unser Problem lösen soll.
Wie kann ich mich also liebevoll von dem Bedürfnis des anderen abgrenzen, wenn ein wichtigstes meiner Bedürfnisse dem entgegen steht? Denn das ist im Normalfall der Grund, warum ich dem anderen den Wunsch nicht erfüllen kann oder möchte.
4 Wege empathisch „Nein“ zu sagen sind:
1. Ich muss darüber nachdenken.
Das habe ich gestern beschrieben…
2. Das ist eine tolle Idee!
Meine Kinder sagen oft, ich habe eine Idee und ich antworte dann „Was für eine?“ Dann kommen die verrücktesten Dinge, z.B. in der Stunde vor dem Mittagessen noch noch „schnell“ ins Schmetterlingshaus zu gehen. Ich sage also ehrlich „Das ist eine tolle Idee. Ich würde gerne jetzt auch gern die Schmetterlinge sehen. Wir müssen noch essen machen, hast du eine Idee, wie wir das in einer Stunde schaffen können, ohne uns total zu stressen?“ Damit erkenne ich die Idee an. Wir können gemeinsam überlegen, warum das nicht klappt und uns etwas anderes ausdenken.
3. Jetzt gerade nicht…
Manche Dinge kann man einfach abwiegeln, indem man sagt. „Es passt gerade nicht.“ „Im Moment kann ich mich dazu nicht äußern.“ „Darauf kann ich mich in der derzeitigen Situation nicht festlegen.“ „Ich habe den Kopf gerade mit anderen Dingen voll.“ Oft haben sich die Dinge damit dann auch erledigt. Vorsicht bei Kindern. Sie haben ein sehr, sehr gutes Gedächtnis und werden auf jeden Fall darauf zurückkommen. 😉
4. Nein.
Das ist die beste Variante.
Denk kurz nach, fühl mal rein.
Was sagt dein Körper? Ja, oder nein?
Dann schau dein Gegenüber an und sag freundlich, liebevoll und ruhig: „Nein.“
Rechtfertige dich nicht, sei nicht wütend. Der andere bittet dich darum, weil er es nicht kann.
Verschiebe nichts. Sag einfach freundlich
„Nein.“